GROSSE MEISTER UESHIBA MORIHEI DER PHILOSOPH
Ein Großer unter den Großen, für wahr, ein Meister im wahrsten Sinne des Wortes, ein klarsehender Philosoph, ein perfekter Budoka. Der wahre Vater des Aikido. Mit 86 Jahren übte er noch immer ohne Unterlass und rief die Bewunderung seiner Schüler hervor.
Ein Meister, wie man ihn lange nicht mehr finden dürfte, ein Meister, der in den Geist des Budo eingedrungen war. Sagte er nicht einmal: „Das wahre Budo besteht in der Notwendigkeit, jeden zu schützen und mit dem Herzen die wahre Union in der Harmonie zu suchen.“ Viele folgten ihm, nur wenige haben ihn verstanden.
Ueshiba Morihei war der Gründer des „Aikikai'“, der heute unter der Leitung seines Sohnes Ueshiba Kishyomaru steht. Der Aikikai ist der einzige Verband des Aikido, der in Japan mehr als 700000 Ausübende, darunter 13000 schwarze Gürtel und 56 Uni-Clubs, waren unter seinen Fittichen vereint. In diesem Dojo trafen sich tagtäglich vom frühen Morgen bis zur späten Nacht 500 Personen zur Trainingsarbeit.

Nach einigen Jahren waren es schon 200000 Ausübende in der ganzen Welt, die sich Anhänger der Methode des Meisters Ueshiba nannten. Zur Zeit ist die Million weit erreicht, wenn man Japan einbezieht. Von den Schülern Ueshiba Moriheis haben einige bedeutsame Gruppen gebildet: erwähnen wir hier nur Tomiki-Kenji Sensei‘, Hirai‘ Minoru Sensei‘, der die Kolindo-Gruppe gegründet hat, und Shioda Gozo Sensei‘. Tohei Koichi hat sich seinerseits im Jahre 1953 auf Hawai niedergelassen, um dort für Aikido zu werben. Heute unterhält er ein Honbu (Zentralbüro) mit einer Tatami von fast 400 qm. In Amerika, in den größten Städten wie New York, Chikago, Los Angeles ist der Aikido des Meisters stark vertreten. Das Gleiche gilt für Europa. Auf jeden Fall ist der Traum des Meisters vielleicht auf dem Wege zur Wahrheit, denn an den Anstrengungen aller Beteiligten fehlt es gewiss nicht.
„Der Aikido, so hören wir ihn, muss ein natürlicher Weg im Denken wie im Handeln sein, ausgehend vom Herzen, um den Partner, mit dem man es zu tun hat, niemals zu kontern und in diesem Sinne die Perfektion zu erreichen.“
Und es war der Wille des Meisters, dass man jeden Tag neue Freundschaften knüpfe, aufrichtige Freundschaften, damit der Friede in die Welt einkehre.
Geboren im Jahre 1882, im 16. Jahr der Meiji-Periode, im Dörfchen Tanabe, Provinz Wakayama, lernt der kleine Ueshiba Morihei schon seit frühester Jugend die Kampfkünste kennen, die damals alle auf dem Jutsu, oder genauer gesagt, auf dem Bujutsu, basierten, der sog. Kunst der Technik.
EIN STARKER WILLE.
Mit 18 Jahren trifft Ueshiba mehrere Sensei und lernt die Kunst des Jujutsu nach verschiedenen Methoden: Shinkageryu; Daito Ryu, Yagyu Ryu mit dem Sensei Nakai Masakatsu, Hozo in Ryu, Methode des Yari Jutsu, Kito Tyu mit dem
Sensei Tozawa Tokusaburo. Die Jahre vergehen und mit 20, im 36. Meiji-Jahr, geht er zum Militär. Dort trifft er auf einen von allen gefürchteten Ausbilder, der den Ruf besitzt: „Menschen zu fabrizieren.“ Eines Tages setzt dieser Ausbilder, Murata Chuii mit Namen, einen Gewaltmarsch im Laufschritt auf zehn Kilometer an. Mit enormer Stimmunterstützung startet die Gruppe mit Murata Chuii an der Spitze, gefolgt von Ueshiba. Alle stimmen in sein Eins/Zwei der Japaner (Wat Shoye) ein. Ueshibas laute Stimme übertönt alle anderen. Nach einigen Kilometern denkt Murata Chuii, dass die Jugend heute in voller Form zu sein scheint. Immer wieder hört er hinter sich das Wat Shoye des Ueshiba, an der Spitze der Gruppe. Murata lässt nicht nach, um die Kräfte der Jugend zu testen. Nach einiger Zeit spürt er jedoch Müdigkeit und beschließt, Rast zu machen und die Gruppe zusammenzulesen.

Er hebt die Hand zum Zeichen des Anhaltens, dreht sich um, doch welche Überraschung. Hinter ihm wartet Ueshiba ganz allein. Da er sich die Situation nicht zu erklären weiß, fragt er Ueshiba nach dem Verbleib seiner Kameraden. Ueshiba zieht seine Mütze und entschuldigt sich: „Ich weiß es nicht,“ sagt er; sie waren mehr als einen Kilometer abgefallen.
Später siedelt Ueshiba Morihei nach der Insel Hokkaido im Norden Japans um. Dort trifft er Meister Takeda Sogaku, den Gründer der Daito Ryu-Schule, einer Jujutsu-Methode, und wird sein Schüler.
Die Daito Ryu-Methode begeistert ihn und er gibt sich ihr ganz hin, auch im Gebrauch der Waffen. Dann kommt eines Tages Nachricht aus Tanabe, seinem Heimatdorf: sein Vater liegt im Sterben. Ueshiba tritt sofort die Rückreise an. Unterwegs trifft er einen Anhänger der Omotokyo-Religion mit dem er lange diskutiert. Die Worte dieses Apostels scheinen ihm so voller Wahrheit, dass er anhält, um mehr darüber zu erfahren. Er betritt den Tempel und wünscht insbrünstig, dass sein Vater noch einige Zeit lebe. Dieses Zusammentreffen ist für Meister Ueshiba von ausschlaggebender Bedeutung und soll ihm für den Rest seines Lebens als Leitstern dienen. Für seinen Vater kommt er jedoch leider zu spät nach Tanabe…
Ueshiba setzt seine frommen Übungen in der Omotokyoreligion und anderen Formen des Budo und Kobudo fort. Dann beginnt er seine Lehrtätigkeit und nennt seine Kunst „Aikibujutsu.“ Im Jahre 1925, dem ersten Showa-Jahr, kommt er zu Studium und Lehrtätigkeit nach Tokio. Fünf Jahre später findet er einen Bauplatz und erstellt seinen Dojo im Wakamatsu-Cho Viertel der Metropole.
AIKIKAI
Zu dieser Zeit lehrt er nicht etwa Jedermann: der geistige Wert hat Vorrang. Er kennt die Menschen zutiefst und zieht zwei Schüler gleichzeitig einem einzelnen vor. Grund: einer kann dann nie behaupten der einzige und Lieblingsschüler des Meisters zu sein. Es kommen sogar Schüler des berühmten Judo-Meisters Jigoro Kano zu ihm zum Studium.

Bald darauf baut er in Iwama einen Jinja (Tempel) und ein Dojo und gründet den „Budo Kukai.“ Aber da kommt der Krieg, und der Budo bekommt eine veränderte Zielrichtung. Nach dem Krieg verbieten die Amerikaner die Kampfkünste. In seinem Dojo sind Ausgebombte untergebracht, denen der Meister Unterschlupf gewährt. Schließlich wird die Lage wieder ruhiger, das Leben normalisiert sich, und im Februar 1948, dem 23. Showa-Jahr, gründet Ueshiba seine Aikikai-Methode, die heute allen Ausübenden als Aikido bekannt ist. Von diesem Zeitpunkt an wird er nicht müde, eine Lehre zu predigen, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Menschen einander näher zu bringen. Der Aikido, dessen Schöpfer er ist, stellt in der Tat die Frucht einer Inspiration dar, die aus dem Innern des Herzens entsprang. Meister Ueshiba Morihei hat den wahren Sinn des menschlichen Lebenswegs gefunden. Er starb im Alter von 84 Jahren nachdem es ihm für wahr gelungen war auf dieser Erde Tausende von Menschen einander näher zu bringen.