Martial Arts, die asiatischen Kampfsport-Künste, erlebten in den 90zigern ein Comeback auf den Kinoleinwänden. Schlagkräftige Burschen wie Jean-Claude van Damme und Steven Seagal fanden großen Anklang beim Publikum. Dann griff ein weiterer Kämpfer ins Geschehen ein: Brandon Lee, Sohn des vor zwanzig Jahren verstorbenen Kultdarstellers Bruce Lee, drehte mit „Rapid Fire“ bereits seinen zweiten Film in Hollywood, der am 19. November 1992 in die bundesdeutschen Kinos kommen sollte.
Downtown Los Angeles, Mitternacht, Hinterhofszenerie. Es ist stockfinster, ein Gewitter geht nieder, Ratten laufen über die Straße. Ungeachtet dieser äußeren Bedingungen arbeiteten hier ein rund fünfzig Mann starkes Team um Regisseur Dwight Little, um den Action-Reißer „Rapid Fire“ gekonnt in Szene zu setzen.
Die Ankunft in einer der wohl gefährlichsten Ecken in Los Angeles wurde begleitet von neugierigen Blicken der ungebetenen Zaungäste (ob die bewaffnet sind?) und ein paar Teammitgliedern. Der eigentliche Drehort befand sich eine Gehminute vom Parkplatz entfernt, doch diese kurze Strecke wird mit einem teameigenen Bus zurückgelegt und ein halbes Dutzend Polizisten sorgte für die Präsenz des Gesetzes am Straßenrand.

Auf dem Programm stand eine Action-Szene, die Brandon Lee in bester Manier präsentierte: Hinter Pappkartons verborgen sprang er plötzlich empor, zog seine Waffe und feuert auf die Verfolger. Zur gleichen Zeit fuhr Powers Boothe, der ihm als guter Polizist zur Seite steht, mit seinem Auto vor und zückt ebenfalls die Waffe. Zwei Kameras laufen simultan, zwei Videomonitore dienen Dwight Little zur Überprüfung der soeben gedrehten Einstellung. Er war nicht zufrieden, raunzte seinen Kameramann an und ruft dann mittels Megaphon: „Let’s go again!“ Viermal wird die Einstellung wiederholt, dann gibt er sich zufrieden.
Rapid Fire Handlung
„Rapid Fire“ ist die Geschichte eines jungen Mannes (Brandon Lee), der versucht, die Beziehung zu seinem Vater aufzuarbeiten – sprich: jener Jake Lowe ist auf der Suche nach seiner eigenen Identität. Er wird Zeuge eines Mordes und soll gegen den Täter aus-sagen. Man bringt ihn nach Chicago, wo alles aus den Fugen gerät. Lowe kämpft plötzlich Seite an Seite mit einem Polizisten (Powers Boothe), der viele der Dinge repräsentiert, die auch sein Vater verkörpert hat, um sein Leben.

„Mit der Rolle kann ich mich sehr gut identifizieren“, meint Lee. „Wenn dein Vater oder andere, dir nahestehende Personen sterben, gibt es oft Dinge, die nicht vollendet wurden oder die man hätte noch sagen wollen.“ Dieses Projekt war von der 20th Century Fox speziell für Lee entwickelt worden, was er als äußerst positiven Aspekt für seine noch junge Karriere wertete. Ohnehin war er zu jener Zeit ein „heißbegehrtes Ticket“ in Hollywood, und Carolco hat einen Mehrjahresvertrag mit ihm abgeschlossen. Lee: „Ich möchte zu denen gehören, die man in einem Atemzug mit Jean Claude van Damme und Steven Seagal nennt!“ In Sachen Kampfsport war er jedenfalls schon Experte wie sein Vater: Lee hat unlängst die Trainerprüfung für thailändisches Kickboxing bestanden. „Er war der erste der fünfte Mensch in Amerika, dem das gelungen ist“.
Am Set, wo die Proben für die Fortführung der Schießerei stattfanden. Dwight Little wies drei Statisten ein, die Lee unter Beschuss nehmen sollten. Zehn Minuten später rollen die Kameras, zwölf Schüsse, die das Trommelfell stark beanspruchten, fallen. Dann drehte Little eine Nahaufnahme von Powers Boothe, wie er einmal mehr dem Polizeiwagen entsteigt.

Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen, die Straßen waren wieder trocken. Um dem Film ein trüberes Aussehen aufzuerlegen, wurden die Straße wieder naß gesprengt. Die Vorbereitung der nächsten Einstellungen namm gut eine halbe Stunde in Angriff.
Um vier Uhr geriet Dwight Little sichtlich unter Zeitdruck. Er mahnt sein Team zur Eile, war nervös und ungehalten. „Action, god-damned!“ Lees Double stürzt von einer Kugel getroffen wieder in den Haufen Pappkartons und verschwand, während Lee in persona Sekundenbruchteile später wieder hinter den Pappkisten hervorsprang und zurück feuerte. Ein Chapman-Kran steht zur Verfügung, um die Kamera möglichst hoch zu positionieren.
Weiter ging es im Eiltempo. Drei Gangster rennen eine Treppe herunter – aber eine MG versagt ihren Dienst. Erneute Aufnahme. Und noch einmal. Sorgenvoll blickt Dwight Little gingen zum Himmel, weil sich Tageslicht anbahnte. Mit Mühe und Not gelang es ihm, den Drehplan einzuhalten. Um sechs Uhr früh war dann endgültig Drehschluss.
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