Escrima Martial Arts – ein Furioso von wirbelnden Stöcken oder Macheten, bei uns bekanntgeworden durch die Bruce-Lee-Filme, aber immer noch eine exklusive Kampftechnik. Wie Muay Thai ein System, das der sportlichen Auswertung Widerstand entgegensetzt, zumindest aber vom Trainierenden größten körperlichen Einsatz und Härte verlangt. Gedacht und entwickelt nicht für den sportlichen Wettkampf, sondern für den oft rauen Alltag der Philippinen. Der fünfte Jahrestag der Gründung der Mudokwan-Kampfschule in Wien war ein Anlass, dieses System erstmals öffentlich in Wien vorzuführen. Eingeladen wurde Bill Newman aus London, der schon früher auf geschlossenen Lehrgängen in Wien unterrichtet hatte. Gemeinsam mit seinem Assistenten John Sullivan zeigte er einen Querschnitt durch das PMAS-System (Philippine Martial Arts Society) von einfachen Grundübungen bis hin zum Freikampf.

Basierend auf fünf Grund-Angriffsschlägen, die die Haupt-Angriffsrichtungen beim Stockkampf symbolisieren, geht die Entwicklung über einfache Blocktechniken, Blocks mit anschließender Entwaffnung oder Hebeltechniken, Doppelstocktechniken bis hin zum Freikampf. Besonders die einfachen oder doppelten Sinawali-Übungen (Angriffs- und Abwehrkombinationen mit einem oder zwei Stöcken, die mit dem Partner geübt werden, und zwar in Form einer Schleife ohne Ende) sind für Zuschauer beeindruckend, für die Ausübenden aber sehr anstrengend, da eine kleine Konzentrationsschwäche sofort die Schleife unterbricht. Vergleichbar ist diese Übungsform etwa mit den Chi Sao-Übungen beim Wing Tsun. Dass trotzdem, im Training wie bei Vorführungen, immer mit voller Kraft zugeschlagen wird, beweisen zwei Dinge: dem geschätzten Leser ein Foto auf dem gerade ein zerbrochener Stock (natürlich Hartholz) durch die Luft fliegt, und mir ein Blick in den Spiegel, der mir eine Narbe über dem rechten Auge zeigt; Resultat einer kleinen Unaufmerksamkeit.
Die Stärke des Angreifers nutzen
Dem geübten Escrimador nützt die Stärke des Angreifers: starke Schläge werden umso stärker geblockt. Es kostet den Anfänger Überwindung, etwa genau auf den Kopf des Partners zu zielen und dann auch noch mit voller Kraft zuzuschlagen, aber, so unglaublich es auch klingt, es hilft dem Partner. Als zusätzlicher Sicherheitsfaktor hält der Abwehrende die zweite, unbewaffnete Hand immer in einer Position, die ihn sichert, falls etwa der blockende Stock bricht oder der Schlag im letzten Moment eine unvorhergesehene Richtung nimmt. Weniger bekannt ist auch eine Tatsache, auf die Bill Newman immer wieder hinweist: Escrima ist kein ausschließliches Stockkampfsystem. Der Experte verwendet jeden Gegenstand, den er bei sich hat, wenn er angegriffen wird, Regenschirm, Bleistift, Zeitung oder auch nur die bloßen Hände, wenn er im Nudistencamp überfallen wird; am System der Bewegungen ändert sich nichts.

Dass Escrima dennoch ein Kampfsystem bleiben wird, das von Leuten erlernt und ausgeübt wird, die kämpfen wollen oder müssen, hat Vor- und Nachteile. Es ist eine harte Schule, durch die man gehen muss, wenn man Escrima erlernen will, und wenige kommen in das Stadium, wo sie die geübte Technik auch anwenden können. Wer von uns Karate-, Taekwondo- oder was auch immer -Dan-trägern würde es schon begrüßen, von einem halbstarken Rowdy mit einer zusammengefalteten Zeitung windelweich geprügelt zu werden? Gottseidank haben die Götter auch in diesem Fall vor den Erfolg den Schweiß gesetzt.
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