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Taekwondo Olympisches Testturnier in Sydney

Die WTF hatte 17 Nationen zum Testturnier für die Olympiade eingeladen. Für Deutschland wurden 4 Herrenklassen bestimmt, was wir als Anerkennung unserer Leistung werten können. Hierfür nominierte die DTU Francisco Martin-Villa bis 58 Kilo, Aziz Acharki bis 68 Kilo, Faissal Ebnoutalib bis 80 Kilo und Marco Scheiterbauer über 80 Kilo. Als Head of Team fungierte Gerald Zimmermann, als Team-Doctor Dietmar Sauter, als Kampfrichter Jin Kun Baek, als Coach Georg Streif und zur Vorbereitung für die Olympiade war Fadime Helvacioglu mit eingebunden.

Reiseverlauf
Der Flug vom Heimat-Airport nach Amsterdam - Singapur - Sydney und zum Hotel war sehr kräftezehrend und mit Verspätungen gekennzeichnet. Somit waren einige Teammitglieder mit Flughafenaufenthalt und Flugzeit mehr als 30 Stunden unterwegs. Den Stop in Singapur nutzten wir zu einem Training im Airporthotel und einem Saunagang, was unseren Kreislauf wieder auf Touren brachte. Ebenso waren die üblichen Vorkehrungen eines Langstreckenfluges (Nackenstütze, Augenklappen, Schlafrythmus finden, Flüssigkeitsausgleich, meiden von Alkohol und zuviel Kaffee, Bewegungsübungen an Bord usw.) sehr wichtig. Die lange Flugzeit konnte für die Trainings- und Wettkampfplanung der nächsten Trainingswochen, sowie vielen Einzelgesprächen genutzt werden.

Die zwei Tage Vorbereitung in Sydney bis zum Wettkampf waren zum akklimatisieren und eingewöhnen eindeutig zu wenig, was die Wettkampfleistung minderte. Dies war aufgrund der Finanzlage für diesen Testwettkampf jedoch nicht anders möglich. Positiv waren die freundlichen Helfer und die Offenheit der Australier. Dies machte den Aufenthalt sehr angenehm. Zeit für die vielen Sehenswürdigkeiten war leider sehr wenig, da wir nach dem Turnier nur einen halben Tag bis zum Abflug hatten.

 

Zielsetzung/Neuheiten
Die Zielsetzung dieses Turniers war für die WTF und die meisten Teams, Erfahrung zu sammeln für die Olympiade, den bisher größten Event der kurzen Taekwondo-Geschichte im Wettkampf. Es wurde komplett nach dem neuen olympischen Modus verfahren. Interessant war vor allem die Trostrunde, bei der alle, die gegen den Poolsieger verloren hatten, nochmals um den dritten bis achten Platz antreten konnten. Im Finale wurde bei einem Unentschieden eine Runde verlängert. Wer hier den ersten Punkt machte, war der Sieger (sudden death). Hierzu kam es in zwei Finalkämpfen. Ebenso neu war die Positionierung der Kampfflächen. Sie waren ca. einen Meter über dem Hallenboden auf einem Podium plaziert und endeten mit einer 30% Abschrägung. Dies war für das Blickfeld der Zuschauer und der anwesenden Presse sehr gut. Die Beschaffenheit der Matten waren mit der Kombination des Podiums noch zu weich, was in der dritten Runde zu eindeutigem Kräfteverlust führte. Dies will die WTF durch eine härtere Unterlage noch ändern. Die olympischen Kämpfe finden an vier Tagen alle auf einer Fläche statt, was für die Spannung und die Zuschauer sehr von Vorteil ist. Der Zeitablauf kündigt jeden Kampf genau im Voraus an. Wenn ein Kampf ausfällt, bleibt die Fläche 15 Minuten unbenutzt oder es findet eine Showeinlage statt. Die Wettkampfergebnisse sowie einige Direktinterviews der Kämpfer werden stündlich an einem Informationstisch ausgelegt. Das komplette Wettkampfmaterial muss WTF-Anerkannt sein. Die Aufschriften (Nationenbeschriftung, Firmenlogo, Flagge) am Tobok sind alle genau vorgegeben. Der Ablauf ist minutiös eingeteilt und wird auch so durchgeführt. Die Kampfregeln sind alle auf einen attraktiven Kampfverlauf ausgelegt. Es sind ca. 450 Helfer für die Taekwondoveranstaltung eingeteilt, deren Einteilung bei diesem Testturnier noch nicht ganz gepasst hat. Dies wird sich bestimmt bis September 2000 einstellen. Unter all diesen Bedingungen soll Taekwondo publikumsfähiger präsentiert werden und die Medien anziehen. Der Kartenvorverkauf für nächstes Jahr läuft sehr positiv. Die Zuschauerzahlen bei diesem Testevent waren durchschnittlich. Vorbildlich waren die Informationsbroschüren, die Taekwondo und die Wettkampfregeln erklärten. Ebenso wurden die Kämpfer mit Musik und einer informativen Ansage angekündigt. Neben den üblichen Scoreboards, die etwas zu klein für die große Halle waren, wurden die Ergebnisse, die Namen und die Nationalität der Kampfrichter auch an der großen Hallenanzeige wiedergegeben. Die Kampfrichterleistungen waren, wie schon beim Selektionturnier in Porec, gut. Das Auftreten der Topteams war sehr professionell und durch einen großen Betreuerstab gekennzeichnet. Die geplanten Olympiateilnehmer waren bei einigen Teams nur als Zuschauer mit dabei.

Die Wettkämpfe
Da die Wettkämpfe vor allem zum Erfahrung sammeln dienten, waren die Begegnungen nicht mit Titelkämpfen zu vergleichen. Trotzdem waren sehr hochklassige Fights zu sehen. Hieraus konnten auch einige Taktikschwerpunkte der einzelnen Nationen analysiert werden.

Fazit
Unsere Zielstellung war schwerpunktmäßig die Olympiavorbereitung und nicht das Turnierergebnis. Hierfür konnten wir viele Informationen, Erfahrungswerte und Details sammeln und auswerten, die uns nächstes Jahr etwas mehr Sicherheit und Planungsmöglichkeiten geben. Die Wettkampfleistung war zu diesem Zeitpunkt (Aufbauphase) im Schnitt, aber leider von Verletzungen im Vorfeld geprägt. Aus diesem Grund haben wir alle weiteren Risikofaktoren ausgeschaltet und teilweise auf Kämpfe verzichtet. Die ärztliche Betreuung ist von hohem Stellenwert. Hierauf sollte auch bei der Olympiade früh genug geachtet werden. Vor allem in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung muß dann lückenlos in allen Bereichen kontrolliert und betreut werden. Interessant war auch der Informationsaustausch mit den verschiedenen Teams über ihre Olympiavorbereitung, die teilweise unter ganz neuen Rahmenbedingungen durchgeführt werden. Einige Nationen bieten eine volle professionelle "Rundumbetreuung", die auch nach der Wettkampfkarriere nicht schlagartig endet. Die Einführung von Taekwondo-Internaten ab 14 Jahre ist bei den Top-Teams eine wichtige Grundlage für die Zukunft. Obwohl die Olympiade noch nicht stattgefunden hat, haben die meisten Teams schon die Spiele im Visier. Wir sind innerhalb unsere Möglichkeiten bester Dinge und trainieren auf Medaillenkurs. Einladungen zu den größten Turnieren der nächste Saison ermöglichen uns genügend qualitativ hochwertige Testwettkämpfe. Unser großes Videoarchiv, das vorwiegend von der Mitarbeiterin des Olympiastützpunktes aus München erstellt wurde, wird uns bei der taktischen Einstellung hilfreich sein. Die Vorbereitungen laufen schon auf Hochtouren. Packen wir´s an.