Der berühmte Wong Fei Hung, Anführer der 10 Tiger von Kwang Tun, vermachte seine Kunst Lam Sai Wing. Dieser ging nach der chinesischen Revolution nach Hong Kong und wurde schon zu Lebzeiten eine Legende. Lam wurde berühmt, durch seine unzähligen Kämpfe und seiner Bereitschaft, den Schwachen und Unterdrückten beizustehen. Außerdem hinterließ er drei Bücher:
Gung Ji Fok Fu Kuen (Bändigung des Tigers), Fu Hok Sheong Yin (Tiger-Kranich-Form), Tit Shin Kuen (Innere eiserne Drahtform). Lam Sei Wing lebte wie ein Mönch, blieb ohne Kinder und vererbte sein Können seinem Neffen Lum Jo. Lum Jo ist heute einer der bekanntesten Lehrer von Hong Kong, obwohl durch seine eigentümliche und unnachgiebige Haltung, vor allem aber durch seine zahllosen Kämpfe nicht der beliebteste. Er lehrte die Kunst 5 Schülern, wovon einer Bucksam Kong ist, den man den traditionellen Rebell des Kung Fu nannte.
Die traditionelle Methode des Hung Gar

Traditionell, weil er den Wert der traditionellen Methoden des Hung Gar hervorzuheben wusste, Rebell, weil er vor 30 Jahren in Hawaii der erste Chinese war, der seine Türen für Nicht-Chinesen öffnete und sich dadurch eine Menge Ärger durch die chinesische Bevölkerung von Hawaii einhandelte. Inzwischen hat Bucksam Kong das erste Hung Gar Buch in der 10, Auflage herausgebracht. In USA das meistgekaufte Kung Fu-Buch nach den Bruce Lee-Büchern.
Alan Ba-klayan ist einer der ältesten Hauptschüler von Bucksam Kong, er hat es auf sich genommen, als Repräsentant der Siu Lum P’ai in Europa, diese Kunst hier zu verankern. Alan erinnert sich: „Damals haben wir trainiert bis zum Umfallen, aber es hat seine Früchte getragen.“ Er hat seine eigenen Vorstellungen über die Verbreitung seiner Kunst. Dazu erklärt er: „Wir haben Jahre gebraucht, um die Trainingsbedingungen zu schaffen, die wir hier hergestellt haben und wir arbeiten ständig daran, sie zu verbessern.“
Die Qualität ist das Wichtigste

Und tatsächlich, wenn man sich in der Schule umschaut, kommt man sich wie in einem kleinen Shaolinkloster vor. Holzpuppen. Sandsäcke, Pfosten, drehende Puppen, alle chinesischen Waffen u.v.a. „Die Qualität ist das Wichtigste“, sagt uns Sifu Ba-klayan. „Ich habe die Verantwortung für eine der ältesten und stärksten Traditionen übernommen und die kostet nun mal viel Kraft und Zeit. Hung Gar ist in zwei Teile aufgeteilt: Hei Gung und Lei Gung. Hei Gung ist die Technik, die äußere Bewegung, die Formen, die Kraft, Ausdauer usw. Lei Gung ist das Interne, die internen Techniken und Formen des Klosters. Atemtechniken, yogaartige Übungen, Konzentrations-Formen u. ä. Nachdem ein Schüler lange Zeit Lei Gung geübt hat und ein gewisses Maß an Können erreicht hat, wird er ganz allmählich in das Interne eingeführt.
Der merkwürdige Sifu meint auch, was er sagt. Die Schule ist so voll, dass er zuweilen Einschreibsperren hat, trotzdem sind die fortgeschrittenen Kurse mit nur wenigen Leuten besetzt. Sie werden von ihm selbst abgehalten und er widmet seine Aufmerksamkeit jedem Einzelnen. Trotz häufiger Anfragen lehnt er es ab, Filialen zu gründen, denn manche glauben, sie können hier ein paar Bewegungen lernen, einige Formen und dann eine eigene Schule machen. Klar, es würde ihm eine Menge Geld einbringen. „Aber auf lange Sicht schadet dies der ganzen Kunst, wenn Filialen geöffnet werden, dann achte ich darauf, dass die Lehrer eine qualifizierte Ausbildung erhalten. Ernste Leute erkennen eine ernste Schule und wissen auch gute Arbeit zu würdigen“, begründet der Sifu seine Haltung.
Mönche haben keine Graduierung

Eine andere Eigentümlichkeit der Schule ist das Fehlen einer sichtbaren Graduierung. Dazu erklärt uns Alan, dass die Mönche auch keine hatten, sie waren erstens zu bescheiden und zweitens hat sich ihre Stellung nach dem Grad ihres tatsächlichen Könnens ausgedrückt. Wenn jemand etwas kann, ist es für jeden sichtbar. Dafür haben wir hier die Familienordnung übernommen. Wer länger dabei ist, wird einfach als älterer Bruder betrachtet.
„Äußerlich gesehen haben wir 7 Trainingsmethoden“, erzählt Alan weiter. „Die Formen, wie z. B. Gung Ji Fok Fu Kuen, den die Mönche schon geübt haben. Dann Zweimann-Formen mit einer Reihe von 60 bis 150 Techniken, die man mit Partner ausführt. Waffenformen (es stehen in der Siu Lum P’ai alle 18 chinesischen Waffen zur Verfügung), Zweimann-Waffen-Formen, z. B. Schwert gegen Speer (Darn Dop Shup Sheong), Kampftraining, traditionelles Training mit Hilfsmittel (Sandsäcke, Holzpuppen, Pfosten) und internes Training. Auf unsere Bemerkung, daß fast alle Schüler der Schule Handschuhe besitzen, lächelt der Sifu. „Ich betrachte das Kampftraining sowohl mit wie ohne Handschuhe als notwendige Überprüfung aber nicht als Ziel. Das Ziel in dem Fall ist, sich zu verbessern. Zum Glück sind die Zeiten der Plattformkämpfe vorbei.“
Plattformkämpfe im alten China
„Plattformkämpfe?“ „Ja in China und Hongkong fanden die Kämpfe auf einer erhöhten Plattform statt, bis es die Engländer verboten haben, der Sieger blieb ganz einfach oben und wartete auf die nächste Herausforderung.
Keine Regeln, – kein Zeit Limit, kein Schutz, keine Gewichtsklassen. Es haben nur spezialisierte ältere Schüler teilgenommen, es ging mit unvorstellbarer Brutalität zu und Tote waren nicht selten. Lum Jo, mein Großmeister, hat seine Jungs da noch hochgeschickt. Ja, die Hung Gar-Kämpfer waren bekannt dafür. Aber Gott sei Dank gibt es das nicht mehr.“ „Gott sei Dank?“ „Es ist ein Widerspruch, auf der einen Seite die Brutalität, auf der anderen Seite haben nur die Starken überlebt, niemand kam damals auf die Idee, schnell mal Kung Fu zu lernen. Es kommt darauf an, wie Sie es betrachten, die Brutalität oder die Auslese.“
Wichtigste im Hung Gar
Die Herausforderung ist das wichtigste im Hung Gar viel zu lernen und zu erkennen, sowohl in der Technik, wie jenseits der Technik. Dieser Stil ist eine enorme Herausforderung. Dadurch, dass hier noch das alte Wissen der Mönche mit fließt, ist die Tradition eine Öffnung, sie wollten uns offensichtlich etwas mitteilen und haben es in den Formen der Trainingsmethoden und den Prinzipien, die sie Weitergaben, eingeschrieben. Es liegt an uns, ob wir es entziffern können. Man glaubt meistens, dass die Tradition eine Erstarrung ist. Das gilt nur für diejenigen, die nicht verstanden haben, in der wirklichen Tradition ist das Gegenteil wahr.
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