Weg des Schwertziehens lai-Do

Im zweiten Teil dieser Abhandlung soll nun ein wenig auf technische Details, Schulen und Meister der Schwertkunst, insbesondere des lai-Do eingegangen werden.

Eine der ältesten Schulen der japanischen Kriegskunst ist die Tenshin Shoden Katori Shinto Ryu. Sie wurde von dem von 1387 bis 1488 lebenden Meister lizasa Choisai lenao gegründet. Zentrum dieser Schule ist bis heute der in Sawara, in der Provinz Chiba, befindliche Katori-Schrein, welcher der Schutzgottheit der Sicherheit und der höheren kriegerischen Werte, Futsunushi-no-mikoto, geweiht ist. Viele bekannte Meister des Schwertkampfes waren Mitglieder dieser Ryu, die bis heute in ihrer ursprünglichen Form praktisch unverändert-überliefert wurde. Unter ihnen waren z. B. der Gründer der Shinka-ge-Ryu, Kamiizumi Nobutsuna oder Shogun Hideyoshi Toyotomis Lehrer Takenaka Hanbei Shigehara. Oder Nakadai Shintaro, Matsumoto Nao-chiro und Iba Gunbei, bekannte Gefolgsleute von Shogun Tokugawa leyasu.

Katori Shinto Ryu

Die Lehre der Katori Shinto Ryu umfasst alles was ein Krieger oder Feldherr der damaligen Zeit beherrschen mußte: lai-jutsu, das Schwertziehen, Kenjutsu, der Schwertkampf, Bo-jut-su, der lange Stab, Naginata-jutsu, die Helebarde, Ju-jutsu, die weiche Methode, sprich waffenloser Kampf, Shuriken-jutsu, das Messerwerfen, aber auch Ninjitsu, Spionage, Senjut-su und Chikujo-jutsu, Taktik und Strategie.

Lehre der Katori Shinto Ryu

Viele Leute üben heutzutage, aus mangelnder Interesse oder auch Zeit, nur einen kleinen Ausschnitt dieses Programms. Einige der oben aufgezählten Methoden haben, wie bereits erwähnt, zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts unter Erweiterung und sogenannten modernen sportwissenschaftlichen Aspekten als Judo, Kendo, usw. eine bedeutende Renaissance erlebt. So erfreut sich Naginata-Do bei Japans Frauen einer beträchtlichen Beliebtheit.

Naginata-Do

Nun denn, für einen „modernen“ Bu-doka wäre es zwecks tieferem Verständnis daher sicher nicht von Nachteil sich eingehender mit diesen alten Methoden zu befassen. Ein weiterer bekannter Meister der Katori Shinto Ryu war Muso Gonosu-ke. Er war der einzige, der einen Zweikampf mit dem berühmten Miya-moto Musashi, der bekanntlich in über sechzig Begegnungen unbesiegt blieb, überlebte. Muso Gonosu-ke lebte von da an nur noch für seine Revange. In die Einsamkeit zurückgezogen trainierte er unermüdlich und suchte ständig nach einem Weg, um Miyamoto Musashi zu besiegen.

In einem Traum schenkte ihm ein Kind den Bo, mit dem es zuvor trainierte. Mit einem solchen, für einen Erwachsenen an sich zu kurz geratenen, Kin-der-Bo konnte Muso Gonosuke dann später Miyamoto Musashi in einer sogenannten höheren Stufe des Schwertkampfes bezwingen. Der „zu kurz geratene Bo“ ist heute unter dem Namen Jo gut bekannt. Muso Gonosuke gründete die Schule Muso Shin-den Ryu, eine der heute bekanntesten Schulen des lai-Do.

Erlernen von lai-Do

Wer heutzutage lai-Do lernt, beginnt nach dem Erlernen der Grundtechniken, der Waza, mit der Seitei-lai. Hierbei handelt es sich um einen Satz von zehn Kata der bedeutendsten Ryu, natürlich auch Katori Shinto- und Muso Shinden Ryu. Allerdings fehlen den Kata innerhalb der Seitei-lai meist die Ryu-spezifischen Feinheiten. Die Sei-tei-lai gehört zum offiziellen Übungsprogramm der Nihon-Kendo-Renmei, dem Dachverband aller japanischen Kendo-Organisationen. Erst nach intensivem Studium dieser Kata-Gruppe wird der Schüler dann nach und nach in die Kata seiner Ryu eingeführt.

lai-Do Lernen

Der auffallendste Unterschied der Kata besteht in den einzelnen Ryu für Außenstehende meist im Tschiburi und im Noto. Hierbei handelt es sich um die Reinigung des Schwertes nach dem Gebrauch, das Blutabschlagen und das Zurückführen der Klinge in die Scheide.

Die lai-Do oder -Jutsu-Kata symbolisieren immer eine Auseinandersetzung mit einem oder verschiedenen Kontrahenten. Sie beginnt mit dem Ziehen, verbunden mit einer ersten Abwehraktion. Danach folgt das Töten des oder der Gegner, hierauf das Tshiburi und Noto unter Beobachtung des bzw. der darniederliegenden Angreifer.

Selbstfindung durch Training

Bei allen Do dient die Technik durch ihre ständige Wiederholung der Selbstfindung. Aus diesem Grunde hat das Ziehen im lai-Do sehr langsam und bewusst, betont sauber und geräuschlos zu geschehen. Die reine Effektivität steht im Vordergrund des lai-jutsu. Das Ziehen erfolgt hier, zumindest im fortgeschrittenem Stadium, so schnell wie möglich.

Zum lai-Do-Training gehören neben der Waza und der Kata auch Partnerübungen und Stärkungsübungen für Kondition, Koordination und Geist, Suburi genannt. Hierzu trägt man Do-gi (Jacke), Hakama und Obi (Gürtel), und benutzt das lai-to, das Übungsschwert, für Partnerübungen mitunter das Bokuto, das Holzschwert. Für das Suburi wird manchmal auch eine ca. 10 cm dicke und 1 m lange Holzkeule verwendet.

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