Muay Thai – oder übersetzt Thai Style Boxing – ist eine sehr alte Kampfsportart, die mehr und mehr an Popularität gewinnt.
Die Geschichte dieser Kampfkunst lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen, als burmesische Armeen die alte siamesische Hauptstadt Ayutthaya überfielen, alle religiösen und kulturellen Denkmäler zerstörten und ebenso die königlichen Archive. Muay Thai hat seinen Ursprung von einem Volk, das 250 v.Chr. aus Angst vor Versklavung aus einer fruchtbaren Gegend, die Thai Muang genannt wurde und die man in Zentral-China vermutet, geflüchtet war. Sie entkamen südwärts.
Nachdem sich mehrere Clans zusammengeschlossen hatten, entwickelte sich die erste Form des Kampfes, das CHUPASART. Es wurde hauptsächlich mit Waffen gekämpft: Mit Speeren, Messern, Äxten, Pfeil und Bogen. Aber für den Nahkampf waren die Waffen nicht sonderlich handlich, und so entwickelte man Techniken des Körperkampfes und lehrte sie neben dem Kampf mit den Waffen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Muai Thai in siamesischen Schulen unterrichtet. Zu viele Verletzungen waren der Grund , warum die Regierung diese Sportart verbot.
Thaiboxen Knallharter Sport
Thaiboxen, so wie es heute besonders in Bangkok praktiziert wird, ist eine gut reglementierte Kampfsportart mit bestimmten, festgelegten Regeln (Gewichtskategorien wie beim internationalen Boxen). 1929 übernahm man im Muai Thai das Kämpfen mit Boxhandschuhen.

In früheren Zeiten umwickelten die Kämpfer ihre Hände und Unterarme mit Pferdefellstreifen, um sich zu schützen und gleichzeitig ihre Gegner zu verletzen. Später, nach Einführung der Handschuhe, wurden sie durch Hanfschnüre und gehärtete Streifen aus Baumwolle, die in Leim getränkt waren, ersetzt. Auch wurde in einigen Fällen und in beiderseitigem Einverständnis der Kämpfer, Tonscherben dem Leim beigemischt. Die frühere Methode, Spann und Schienbein dadurch zu stärken, indem sie gegen einen Baumstamm traten, ist durch den Gebrauch von Sandsäcken ersetzt worden. Muay Thai Schulen kann man überall in Thailand finden; es ist thailändischer Nationalsport.
In einem Camp in Bangkok sind meistens ein Ring, Sandsäcke, Boxhandschuhe, Springseile, Schutzpads für Unterarme und Magen, für das Training mit Faust, Ellenbogen, Knien und Füßen Kopfschutz.
Der totale Kampf als eine neue Form des Business
In komfortableren Schulen, wie z. B. der SOR THANIKUL, findet man in einer modernen Umgebung Punchingbälle, Sandsäcke verschiedener Größe und Gewichte, verschiedene Arten von Handschuhen, alle neu, alle in gutem Zustand. Muay Thai ist eine durch und durch professionelle Angelegenheit, ein junger Mann ergreift diese Sportart nicht zum Spaß oder zur Körperertüchtigung. Es ist eine neue Form von Business, in dessen Umfeld neben Kämpfern und Promotern eine Reihe von Leuten arbeiten. Fernsehen, Zeitungen, Zeitschriften (7-8 Zeitschriften verschiedener Art über Thaiboxen können in Thailand überall gekauft werden), Eisgetränke und Lebensmittel-Verkäufer, Tourismusbranche … Und als Neuestes – als mehr oder weniger offizieller Beruf oder Weg zum Geld machen – die Wetter. Alle haben ihr Interesse daran. Bangkok wird in Thailand als das Mekka des Muay Thai betrachtet.
Es gibt ca. 2500 Camps mit 10000 Boxern und ca. 80-90% von ihnen kommen aus dem Nordosten, den ärmsten Provinzen. Für die meisten dieser jungen Männer bedeutet dieser Sport eine Möglichkeit, Geld zu verdienen und noch dazu, berühmt zu werden. Wie Sportler sagen: „In unserer Gesellschaft bist du die Nummer 1, jeder akzeptiert dich. Du bist ein Held.“ Der Weg ist hart, nur die besten überleben in diesem Kampf und schaffen’s. Es gibt keinen Platz für ewige Verlierer.
Die Praxis im Thaiboxen
Ein Fighter fängt gewöhnlich im Alter von 12-13 Jahren mit dem Training an, wenn sein Körper bereits gut ausgebildet und er alt genug ist, die verschiedenen Techniken entsprechend einzusetzen. Mindestalter ist 17 für das Kämpfen im Ring (in Bangkok zu mindestens). Mit durchschnittlich einem Kampf pro Monat hängen die meisten ihre Handschuhe mit 25 an den Nagel. In diesem Alter werden sie bereits als zu alt betrachtet, um einen guten Kampf zu liefern.

Muay Thai-Training besteht aus zwei Trainingseinheiten pro Tag: eine morgens und eine nachmittags. Am Morgen anfangen um 5-6 Uhr früh, zweieinhalb Stunden einschließlich Jogging, Seilspringen, Schattenboxen, Sandsacktraining und Sparring, letzteres gut ausgekämpft, aber nicht bis an die Grenze. Dasselbe am Nachmittag. Insgesamt ca. 5 Stunden Training am Tag.
Muay Thai Fights round the week
Das Repertoire eines Thai-Boxers sieht nicht sehr variantenreich aus, aber die Tritte, Ellenbogenschläge, Knietritte, etc. kommen hart und kon-stant-perfektioniert zu einem Maximum an Effektivität. Jede Angriffstechnik wird von einem „eesh“ begleitet, synchron zum Ausatmen. Obwohl Mädchen und Frauen bei einem Kampf zuschauen dürfen, und viele von ihnen tun das sehr gerne, dürfen sie früher nicht in den Ring gehen, da die Thais an eine Art schwarze Magie glauben. Muay Thai war noch vor Jahren ein reiner Männersport, wo die Aura eines Mädchens im Ring bewirken könnte, dass der Kämpfer in seiner Konzentration gestört ist und ihm das Glück nicht wohl gesonnen ist. In Bangkok kann man Thai-Boxkämpfe an jedem Tag, Sonntag, Montag, Mittwoch und Donnerstag im Rajadamnern Stadion, am Samstag, Dienstag oder Freitag im Lumpini Stadion sehen. Neben diesen beiden großen Stadien gibt es zwei für Fernsehshows am Samstag von 8 Uhr an, the Omnoy Stadium und am Sonntag der Kanal 7 von 2 Uhr an.
Die Eintrittspreise gehen von 100 Baht (2 Euro) für den billigsten und 1000 (20 Euro) für die teuersten Plätze am Ring. Ein Programmheft mit dem Kampfplan gibt’s am Eingang.
Spezielle Massageöle vor dem Muay Thai Kampf
Am Morgen des Kampfes unterzieht sich der Fighter einem medizinischen und Gewichts-Check.
Vor dem Kampf erhält der Boxer eine Ganzkörpermassage mit einem speziellen Sportöl, dem Namman MUAY, welches die Blutzirkulation anregt und die Muskeln für die Anstrengungen des Kampfes präpariert. Dann muss der Boxer zu einem weiteren Check in den Ring zum Schiedsrichter, der Handschuhe und Leistenschutz kontrolliert. Alle Kämpfe werden von Live-Musik begleitet, die lauter oder leiser wird, je nach Action im Ring. Die Band, bei jedem Kampf anwesend, setzt sich zusammen aus der Pi Chawa oder Java-Flöte, der Ching, einem Paar von kleinen Zimbeln und den Glawng-Khaek, zwei Trommeln. Rituale spielen eine große Rolle im Muai Thai.
Gebete und Rituale vor dem Muay Thai Kampf
Vor dem Betreten des Ringes kniet der Boxer zusammen mit seinem Trainer nieder und betet ein kurzes Gebet.

Im Ring, nach dem Check durch den Schiedsrichter, beginnen die Fighter, begleitet von der Wong Muay, das Wai Kruh oder die Verbeugung vor dem Trainer. Der Boxer kniet nieder mit Blick in Richtung seines Camps, seines Geburtsortes oder Zuhauses, bedeckt seine Augen mit den Handschuhen und verbeugt sich tief bis zum Boden – dreimal – und betet. Der Ram Muay folgt (auch der Box-Tanz genannt). Es ist eine Art von Show motion Schattenboxen, das auch den Zweck des Aufwärmens hat. Dieser unterscheidet sich von Lehrer zu Lehrer. Der Boxer geht herum, hält an jeder Ringecke, senkt den Kopf darauf und stampft mehrere Male mit dem Fuß. Er will damit den gesamten Ring mit seiner Aura erfüllen und damit jede Rückzugsmöglichkeit seines Gegners abschneiden. Viele Fighter haben um, einen Bizeps ein Stück Stoff, das ein kleines Amulett hält, welches ihnen Schutz geben soll. Zwischen dem Ram Muay und der ersten Runde, kehrt der Boxer in seine Ecke zurück, spricht ein Gebet mit seinem Trainer, der dann das Mongkol oder die Krone von seinem Kopf nimmt (ein heiliges Band, das dem Trainer gehört) und bläst ihm aufs Haar, um ihm Glück zu wünschen.
Härte, Coolness und Schmerzunempfindlichkeit im Thaiboxen
Nun kann die Runde beginnen. 5 Runden ä drei Minuten mit zwei Minuten Pause dazwischen. Die Techniken sind sehr powergeladen – ohne Reserven zu lassen. Ein Thaiboxer kämpft auf k.o. und darf sogar ins Rückgrat treten, was sehr gefährlich ist. Wenn man einen Thaiboxer fragt, ob er gerne mit Kontakt kämpft, wird er sagen „ja“. Und wenn man ihn fragt, warum, wird er, aufgeregt, sagen, dass er es liebt, seinen Herausforderer k.o. zu schlagen. Thaiboxer sind ebenfalls in der Lage, große Schmerzen zu ertragen, ohne es zu zeigen. Ihre Absicht ist es, harte Coolness zu zeigen, beim Austeilen und Einstecken. Es gibt viele Kämpfer, die mehrfach durch Ellenbogenschläge am Kopf getroffen werde, welche aber keine Regung zeigten und weiterkämpften.
Eine unglaubliche Erfahrung ist es auch, diese jungen Leute in einer solch harten Weise trainieren und kämpfen zu sehen, nur darauf ausgerichtet, zu gewinnen und den anderen zu zerstören und danach mit ihnen zu reden. Sie sind sehr angenehm, herzlich und freundlich, ohne Arroganz und sie verstehen das, was sie da tun, als etwas, was sie tun müssen, weil sie keine anderen Möglichkeiten haben. Man kann es verstehen und fühlen, dass es harte Entscheidungen fürs Leben war: der Kampf ums Überleben (fight for Life). Ein Abend im Stadion bietet normalerweise 8-9 Matches, wobei der fünfte der wichtigste ist.