Muay Thai Camp in Bangkok

In Thailand hat sich in der harten Männerwelt des Muay-Thai eine Frau durchgesetzt, die sich sogar im weltberühmten Bangkoker Rajadamnern Stadion einen Namen gemacht hat. Mittlerweile besitzt diese selbstbewusste Frau zwei Trainings-Camps am Stadtrand der thailändischen Hauptstadt, wobei in einem Camp nur Thailänder und im anderen nur Europäer trainieren. Wenn sie sich in ihrem Camp neben einen ihrer Schüler stellte und technische Anweisungen beim Training gab, so betrachtete der Schüler sie mit Respekt und Anerkennung.

Die Rede ist von Frau Loo (83), die zunächst das „P.B. Guest House“ und danach das „Sor Vorapin“ Muay-Thai-Trainings-Camp eröftnete. Aus dem Camp „Sor Vorapin“ berichtet Günter Larsen.

Auf der Reise durch Thailand lernte ich Frau Loo und ihren Mann im weltberühmten Rajadamnern Stadion kennen. Ich traf sie bei einer Fight Night, zu der sie einen ihrer Kämpfer gemeldet hatte (übrigens gewann er seinen Fight).

Einladung ins Camp „Sor Vorapin“

Camp Sor Vorapin

Nachdem ich mit Frau Loo einige Zeit gesprochen hatte, kam von ihrer Seite die spontane Einladung zu einem Besuch im „Sor Vorapin Camp“, die ich natürlich dankend annahm. Für diesen Besuch holte mich eigens ihr Mann vom Hotel in Bangkok ab. Unsere Fahrt ging zunächst durch schmale und breite Straßenzüge der Bangkoker City, wobei sich der Wagen mit Mühe durch das Chaos des Straßenverkehrs drängte, in dem offensichtlich keine Verkehrsregeln zu gelten schienen. Egal ob Autos, Lkw’s oder Motorräder – von allen Seiten fuhr man teilweise mit mehr als 100 km/h an uns vorbei. Überglücklich und unversehrt erreichten wir nach einer 60minütigen Fahrt das „Sor Vorapin Camp“, in dem Frau Loo bereits auf uns wartete. Ich hatte gleich den Eindruck, dass ich in einem Luxus-Camp gelandet war, was in Thailand nicht unbedingt die Regel ist, denn die meisten Muay-Thai-Camps sind schmutzig und für europäische Verhältnisse geradezu unerträglich.

Paradiesische Verhältnisse

Thaiboxen

Das „Sor Vorapin Camp“ war von Palmen umrandet und auch die Luft war hier sehr sauber. Selbst das Zwitschern der Vögel vermochte man, im Gegensatz zur City Bangkoks, in diesem Trainings-Paradies zu vernehmen. Frau Loo hatte dieses Camp am 5. Dezember 1985 eröffnet, in dem heute 25 Muay-Thai-Schüler ab 12 Jahren ihren Platz finden.

Vorher unterhielt sie bereits das „P.B. Guest House“, ebenfalls am Stadtrand von Bangkok gelegen, in dem 25 Schüler Unterkunft finden. Dazu kommen in diesem Camp noch vier Trainer, die sich um die Ausbildung der ausländischen Gäste kümmern.

Im „Sor Vorapin Camp“ wird Frau Loo von zwei Trainern unterstützt. Das Camp ist großzügig angelegt und teilweise überdacht (Trainingsring). Auch der Speiseraum ist überdacht. In diesem Raum befindet sich ein Fernseher. Und so dient er nicht nur zur Einnahme der Mahlzeiten, sondern auch als Freizeitraum, der rege genutzt wird, insbesondere, wenn Muay-Thai-Fights aus dem Rajadamner Stadion live über den Fernsehschirm flimmern. Auch die sanitären Einrichtungen haben europäischen Standard. Die Schlafunterkünfte waren gepflegt und sauber sowie großzügig ausgestattet. In einem Zimmer nächtigen zwei, drei oder fünf Personen. Manche haben ein Bett, andere schlafen wiederum auf dem Boden. Doch letzteres wird von den Schülern nicht als unwürdig empfunden, denn für sie ist es eine Ehre, in diesem Camp zu leben und zu trainieren. Schließlich ist es für sie eine einmalige Chance, aus dem Elend zu entkommen, um später sich und eine eigene Familie zu ernähren.

Gründung des Muay Thai „Sor Vorapin Camps“

Muay Thai Sport

Auf meine Frage, wie es zur Gründung des Sor Vorapins Camp kam, sagte Frau Loo: „Ich besuchte mit meinem Mann 1985 Verwandte in der Burirum Provinz in Nord/Ost- Thailand. Auf dieser Reise wurde ich von Leuten auf mein Trainingscamp hin angesprochen. Die Menschen wollten, dass ich zwei ihrer Kämpfer in meinem Camp P.B. Guest Flouse aufnehmen sollte. Dazu muss man wissen, dass es in Thailand normal ist, dass Familien ihre Kinder selbst in die Camps bringen, damit sie später für sie sorgen können. Und obwohl das alte Camp aus den Nähten zu platzen drohte, nahm ich die beiden Kämpfer mit. Im Camp wieder eingetroffen, beriet ich mit meinem Mann, wie man die Platznot mindern könnte. So wurde die Idee des neuen Camps – das zweite Camp ,Sour Vorapin‘ -nicht nur geboren, sondern direkt in die Tat umgesetzt. Heute werden im alten Camp nur Europäer trainiert, und im neuen finden nur Thailänder ihren Platz.“

Disziplin und knallhartes Training

Doch kommen wir zu unserem Rundgang im Camp „Sor Vorapin“ zurück. Hier trainieren 25 Schüler die harte Kunst des Muay-Thai-Kampfes. Um 7 Uhr begannen die Schüler (jeden Tag) in kleinen Gruppen mit einem 10 Kilometer Geländelauf. Danach erfolgte das normale Training wie Seilspringen (ca. 20 Minuten), Schattenboxen, Training mit Partner, anschließend dann die Schlag- und Tritt-Techniken am Mann und am Sandsack. Gegen 10 Uhr war die erste Trainingseinheit beendet. Jetzt gingen diejenigen, die noch zur Schule mussten, zur Schule und die übrigen gingen einer Arbeit nach.

Training

Gegen 15.00 Uhr begann der gleiche Trainingsablauf wie am Morgen. Kaum waren die Schüler vom Laufen zurückgekehrt, begannen sie ohne Pause mit dem normalen Training. Jede Technik wurde immer und immer wieder trainiert, bis der Schweiß in Strömen floss. Bei diesem Training herrschte eine Temperatur von 34 Grad, bei der sicher jeder Europäer das Handtuch werfen würde. Die Thailänder schienen die hohen Temperaturen nicht zu beeindrucken, denn das Fight-Training wurde unerbittlich hart und voll durchgezogen. Um 18 Uhr war dann das schweißtreibende Training beendet.

Die Champions des Camps

Dass sich die Arbeit von Frau Loo im Camp bisher gelohnt hat, zeigt die Champion-Statistik. Fünf erfolgreiche Kämpfer gingen aus diesem Camp hervor. „Dej Asawin Vorapin“ (Nr. 5 im Federgewicht), „Kum-ron Vorapin“ (Nr. 6 im Junior-Federgewicht), „Densak Vorapin“ (Nr. 10 im Junior-Federgewicht), „Hongyok Vorapin“ (Nr. 6 Junior Bantam-Gewicht), „Petcharat Vorapin“ (Nr. 9 Fliegengewicht) und der dreifache Champion „Rajasak Vorapin“. Aber nicht nur Muay-Thai-Champions kann Frau Loo vorweisen. In ihrem Camp „Sor Vorapin“ trainiert auch der Champ „Rattanapol Vorapin“, ein Boxer, der die Nr. 5 in der Mini-Fliegengewichtsklasse der I.B.F. (Internationale Bo-xing Federation) ist. Von seinen 16 Kämpfen verbuchte er 9 Punkt- und 7 K.o.-Siege.

Anerkennung im Rajadamnern Stadion

Durch die gute Trainer-Arbeit von Frau Loo und den zahlreichen Siegen, ist sie beim Management des Rajadamnern Stadion besonders anerkannt. Und das weiß auch das thailändische Publikum, das die Kämpfer von Frau Loo immer besonders frenetisch begrüßt.

Diskussionen rund um das Thema Muay Thai findest Du hier:  Muay Thai Forum