In der Unterkunft Angekommen, fragte ich gleich nach Thaiboxen und ob es Veranstaltungen gebe. Es wird mir erklärt, wie ich am schnellsten zum Stadion Lumphini komme. Am Abend machte ich mich auf den Weg. Ein offenes Taxi (Tuktuk) raste mit mir kreuz und quer durch Bangkok bis zu einem hell erleuchteten Platz, wo sich auch schon mehrere hundert Zuschauer versammelt haben. Als ich ausgestiegen bin, werde ich zuerst einmal von einigen Thais sehr kritisch unter die Lupe genommen. Ein Europäer, der zu Thaibox-Kämpfen geht, ist dort kein alltägliches Bild. Ich löste eine Eintrittskarte (Ringplatz) für 400 Bath (ungefähr Euro 25,-) und gehe ins Stadion.
Was mich gleich verwundert hatte, war die Stimmung im Stadion. Hier herrschten Lautstärken, die man mit Bundesliga Fußballspielen vergleichen kann. Am oberen Ringrand sitzt die Rhytmik-Gruppe, welche die Kämpfe sowie den Magic-Dance (Ritual vor dem Kampf) begleitet. Diese Gruppe besteht aus 4 Mann: 1. Doppelglocke 2 + 3 Kongas, 4. Flöte (Thai). Die Gruppe spielt fast ununterbrochen während des ganzen 5-Stunden-Programms. Ist bis zur 4. Runde noch kein K.o. erfolgt, so wird in der 5. und letzten Runde der Rhythmus gewechselt. Dieser klingt aggressiv und soll die Kämpfer noch einmal richtig aufpeitschen, um das letzte herauszuholen.

Während dieser 5. Runde werden hohe Wetten unter den Zuschauern angenommen. Man erhebt jetzt einfach die Hand, schreit den Geldbetrag sowie die Hosenfarbe des entsprechenden Muay Thai Kämpfers in die Reihen und findet so seinen Wettpartner. Nach der Schiedsrichterentscheidung werden dann die Geldbeträge ausgetauscht. Dies alles geschieht unter einer hektischen Lautstärke.
Kampfgeschehen im Muay Thai
Doch nun zum Kampfgeschehen. Es wird hier, im Gegensatz zum Kickboxen, nicht mit Fußschutz gekämpft. Trefferflächen im Thaiboxen sind das Schienbein, das Knie, die Ellenbogen und die Boxhandschuhe. Der gesamte Körper darf attackiert werden (ausgenommen Genitalien).
Wenn die Kämpfer in den Ring steigen, riecht es sehr stark nach Kräutern. Dies ist eine Spezialmischung, welche auf die Haut aufgetragen wird. Sie soll unempfindlich gegen Schmerz machen und die Warming-Up-Phase verkürzen.

Von der ersten bis zur 5. Runde herrscht ständig eine Steigerung. Während man in der 1. Runde noch fast im Zeitlupentempo am Mann arbeitet, wird etwa ab Mitte der 2. Runde mit vollem Einsatz gefightet. Häufige K.o.’s gehen von Kniestößen aus. In den Pausen wird jeder Kämpfer von ca. 3-5 Coachs betreut, die in einem unglaublichen Tempo alle Körperteile des Kämpfers von Kopf bis Fuß mit Eisbeuteln abreiben.
Training Gym in Bangkok
Mir war während der Kämpfe besonders ein glatzköpfiger Asiate aufgefallen. Zu ihm ging ich nach Ende der Kämpfe, um ihn nach Trainingszeiten zu fragen. Er war es nämlich, der die stärksten Kämpfe in seinem Boxstall hatte. Wir konnten uns schließlich in Englisch unterhalten und er Ludt mich für den nächsten Tag zum Training ein.
Trainingsbeginn ist immer 16 Uhr in einer Halle, die bei uns höchstens für Kfz-Reparaturen genutzt werden könnte. Er bringt mich zu Manachai, einem mehrfachen Thai-Champion, der mich unterweisen soll. Vom Kickboxen weiß er wenig, von Karate überhaupt nichts. Er machte mir gleich klarmachen, dass Thaiboxen sehr effektiv sei.

Nach sehr hartem Aufwärmtraining (unter vielem anderem ca. 180 Bauchaufzüge) kommen wir zu den Haltungen, Distanzen und Low-Kicks. Diese Low-Kicks werden mit dem Schienbein gegen die Oberschenkel bzw. die Waden des Gegners ausgeführt. All dies wird zur Abhärtung an einem Sandsack bzw. Target trainiert. Nach meiner Grundunterweisung geht es gleich an den Rundenrhythmus. 3 Minuten – Pause – 4 Minuten – Pause usw. Die Koordination der neuen Art des Kampfes macht mir während der ersten 3 Tage Schwierigkeiten, danach läuft es ohne Überlegung. Nur die Schienbeine muss ich mir jeden Abend nach dem Training von einem Spezialmediziner behandeln lassen. Ban-Tong meinte, nach einem 1/2 Jahr seien sie hart wie Stein. Mit den Schienbeinen wird auch zum Kopf und Körper getreten.
Thaiboxen in Koh Samui
Das Training macht mir von Tag zu Tag mehr Spaß, so dass ich mich entschließe, mit dem Thai-Rail weiter nach Koh Samui zu fahren. (Hier sollen laut Manachai gute Thaiboxer herkommen.) Koh Samui ist eine Insel im Süden Thailands.

Während meiner zweitägigen Bahnfahrt bis Phuket kann ich die freundliche Bevölkerung kennenlernen. Im Zug herrscht reges Markttreiben. Da werden Hähnchen, Fische, Süßigkeiten usw. angeboten. Jeder kann hier ohne Gewerbenachweis frei verkaufen.
In Phuket angekommen, fällt mir sofort die herrliche Farbe des Meeres und der feine Sandstrand auf. Mit den Adressen aus Bangkok mache ich mich nun auf die Suche nach dem schönsten Trainingslager Thailands. Direkt am Strand liegt – nur leicht überdacht – die Trainingsanlage Sha-pon. Hier hängen altertümliche Sandsäcke nebst sonstigen Boxgeräten. Das Training hier unterschiedet sich in der Härte nochmal um einiges von dem in Bangkok. Boxringe sind hier direkt unter Palmen installiert. Ich verlasse nach Ende meines Trainingsurlaubs Thailand nur sehr ungern. Die Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Thais war außergewöhnlich.