„La Grande Nation“ – auf welches Land würde dies besser passen, als auf Frankreich? Im Land des gallischen Hahnes ist man schon immer eigene Wege gegangen. So verwundert es auch nicht, dass man dort auch eine eigenständige Kampfmethode „Made in France“ aufzuweisen hat.
Die Rede ist von dem hierzulande noch wenig bekannten SAVATE. Insider kennen diese Kampfmethode, welche speziell bei den Beintechniken eine große Ähnlichkeit mit dem Karate aufweist, natürlich bereits. In diesen Kreisen spricht man hier zum Teil auch gar vom französischen Karate. Andere wiederum sagen, das Savate wäre eine modifizierte, letztlich also kopierte Art des Karate. Nun, dem ist nicht so.
Seit 1790 kennt man diese Kampfmethode, welche vorwiegend von französischen Seeleuten ausgeübt wurde. Zu einer Systematisierung dieser Kampfart kam es seinerzeit durch den Franzosen Michel, den man auch “Disseux” nannte. “Disseux” Interesse an einer effektiven Kampfart war gross, denn er wohnte in einer gefährlichen Gegend von Paris. Die Kampfspiele der Seeleute waren ihm aufgefallen. Im weiteren beobachtete er die Kämpfe der Seeleute ganz genau und brachte seine Beobachtungen zu Papier. Aus diesen Beobachtungen und Aufzeichnungen heraus begann er systematisch eine Kampfmethode zu entwickeln, welche er SAVATE nannte. Später eröffnete er in La Courtille eine Savate-Kampfsportschule, welche alsbald großen Zulauf hatte.
Savate-Kämpfer gegen Boxer

Im weiteren Verlauf kam es zu direkten Kampfbegegnungen zwischen Savate-Kämpfern und Boxern. So trat z.B. Savate-Star Charles Lecour gegen den britischen Boxer Swift an. Lecour, der diesen Kampf verlor, analysierte seine Niederlage genau. Dabei kam er zu der Überzeugung, dass im Savate jener Jahre zu viel mit den Beintechniken gearbeitet wurde. Die Savate-Armtechniken wurden seinerzeit zumeist mit geöffneten Händen durchgeführt. Lecour war es, der die harten Boxtechniken in das Savate integrierte. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund sprach man später auch vom “Boxe Francaise Savate”, welches sich enorm entwickelte.
Neue Herausforderungskämpfe
Man schrieb das Jahr 1854, als ein Schüler von Lecour den renommierten Boxer Jim Dickson schlug. In einem Revanchekampf gegen einen anderen Lecour-Schüler konnte der Boxer erneut geschlagen werden.
Die Begeisterung in Frankreich war natürlich groß, was dem SAVATE einen ungeheuren Aufschwung gab. Immer mehr Kämpfe wurden organisiert und immer mehr Franzosen strömten in die Savate-Kampfsportschulen.

Die Entwicklung ging weiter, denn 1877 brachte Joseph Charlemont, der das Savate beim Militär erlernt hatte, ein erstes großes technisches Savate-Werk heraus. Bereits von diesem Zeitpunkt an war das Savate in Frankreich also ein definitiver Sport.
Revanche nach 22 Jahren
Ebenfalls 1877 besiegte Charlemont in London zwei renommierte britische Boxer. Diese bittere Doppelniederlage schienen die Engländer den Franzosen nicht verziehen zu haben und forderten im Jahre 1899 -also 22 Jahre später!- den damals 30jährigen Sohn von Charlemont heraus. Charlemont Junior -nicht faul- nahm die Herausforderung an und trat den Engländer K.o.. Die französischen Kampfsportanhänger jubelten. – Man hatte nicht nur gewonnen, sondern man hatte dies zugleich auch mit seinem eigenen Kampfsystem getan. “La Grande Nation”…
Vergangenheit und Gegenwart
Bis vor dem ersten Weltkrieg zählte man in Frankreich 100 000 Savate-Kämpfer! Bedingt durch die zwei Weltkriege und das aufkommende Profi-Boxen ging die Aktivitäten stärke stark zurück. In der Neuzeit jedoch erlebte das Savate eine Renaissance, an die wohl niemand mehr geglaubt hätte.

Das Savate breitet sich nunmehr über Frankreich und Holland immer mehr aus und findet neuerdings auch in Deutschland eine immer größer werdende Resonanz. Auch der Deutsche Muay-Thai-Bund hat bereits Galas mit Savate-Kämpfern ausgerichtet.
Das Savate Kampfsystem
Im Savate werden alle Techniken mit Vollkontakt ausgeführt. Gekämpft wird in der Regel über 5×2 Minuten. Bei Wettkämpfen werden die Fights innerhalb eines Boxringes ausgetragen. Die Kämpfer tragen Boxhandschuhe, sowie eine Art Turnschuh. Auch mit den “besohlten” Füßen darf voll zugetreten werden. Ebenfalls erlaubt sind Tritte zu den Beinen (auch gegen die Innenschenkel und gar gegen die Knie!). Im Savate gibt es Anfängerturniere, die auch im Leichtkontakt durchgeführt werden. Neben den Schuhen ist der Kampfanzug das äußerlich auffallendste Merkmal des Savate, welche ansonsten sehr stark dem modernen Vollkontakt ähnelt.