Noch heute verwendet man ihn bei der Reisernte im Lande der aufgehenden Sonne. Im Mittelalter war er aber auch eine furchterregende Waffe, die die japanischen Bauern ihren Angreifern vor die Nase hielten. Wir versuchen hier und heute, ihn unseren Lesern näher zu bringen und ihn geschickt zu verwenden.
In der Reihe der Gegenstände, die bei der Feldarbeit Verwendung finden und gleichzeitig Handwerkszeug und im Falle eines bevorstehenden Angriffs eine Verteidigungswaffe bilden, ist der Kama eine spektakuläre Waffe geblieben, indessen äußerst schwierig zu handhaben, vor allem, wenn man keinen Schaden an Fingern und Unterarmen erleiden will.

Der Kama ist eigentlich nichts anderes als eine Hippe, wie man sie fast überall findet, mit deren Hilfe man das Unkraut in den Gärten beseitigt, oder, wie man es noch vor gar nicht so langer Zeit bei uns tat, um das Getreide zu ernten. Der Kama ist indessen näher der Hippe als der Sichel, wie man sie in Europa kennt. Er ist von denkbar einfacher Formgestalt: ein Hartholzstiel von ca. 30 cm Länge und an seinem Ende eine Hörnchen förmige Klinge von ca. 20 cm Länge. Diese Klinge der normalen Kama wird nur von zwei Nägeln gehalten. Sie findet bei der Reisernte Verwendung, Ende des Sommers, und dem Bauern wird da einen Tag lang unter der Sonne schon einiges abverlangt.
Anpassung der Kama Waffe
Der im Kriegseinsatz verwendete Kama erlebte, im Gegensatz zu seinem Bruder vom Reisfeld, eine allmähliche Formänderung. Die an sich gefährliche Klinge wurde im Kampf fast zwecklos, wenn man einem Samurai in Panzerhemd und Helm gegenübertrat. Hinzu kam der Stiel, der ebenfalls mühelos gehandhabt werden sollte und sicher schon beim ersten Schlag eines Samurais mit seiner Katana entzweigebrochen wäre. Es galt also, sich für diesen harmlosen Kama der Reisfelder etwas Furchterregendes einfallen zu lassen. Den Bauern fehlte es aber an dem erforderlichen Rohmaterial, eine Waffe zu schmieden, und sie waren ja auch in der Mehrzahl einfache Landleute. Sie gaben sich also ganz einfach damit zufrieden, eine größere Klinge herzustellen, die natürlich mehr wog, aber schon ein Panzerhemd durchdringen konnte. Der Stiel aus sehr hartem Holz wurde mit einer Metallplatte verstärkt, deren Aufgabe es war, leichte Säbelhiebe abzufangen. Wie bei den übrigen Waffen, dem Sai oder der Tonfa, ist der Stiel in der Länge gleich der Unterarmlänge des Kämpfers. Auch bei gerader Abgabe tendieren Säbelhiebe zum Abgleiten: somit leuchtet es ein, dass, wenn der Stiel des Kamas nicht um einige Zentimeter den Ellbogen überragte, es schon eines äußerst geschickten Experten bedurfte, wenn er nicht rasch seiner Arme verlustig gehen wollte . . .

Im japanischen Mittelalter waren die Bauern keine geübten Krieger wie die Samurais, wussten nur wage Dinge über Technik und taten ganz einfach nur ihr Möglichstes. Nach und nach aber, angesichts der geringen Kampfwirkung des Kamas, bediente man sich gleichzeitig zweier Kamas. Für die Angreifer ergab das überraschende Ergebnisse. Wenn man mit einer Katana hantiert, dann wird es in der Tat schwierig, zwei Kama Schlägen auszuweichen. Aber der Samurai ist Berufskrieger, seine Spezialität ist der Kampf, und die Bauern sind erneut dieser Kriegerelite unterlegen. Die Reaktion lässt denn auch nicht lange auf sich warten, und der Feldkrieger erfindet eine neue Waffe, den „Kusari Gama”. Es wird in Bälde von ihm die Rede sein.
Kama im Karate-Do
In unseren Tagen sind die Kamas friedlicher geworden, und sie finden beim Karate-Do Verwendung. Die Formen der Technik sind die gleichen geblieben und die Beinstellungen wie beim Nunchaku, Sai oder Tonfa. Sicher braucht man eine solide Karateausbildung, ehe man ein Kama-Paar zur Hand nimmt. Man sollte am besten mit Holzkamas beginnen. Versuchen Sie auf keinen Fall, den Wichtigtuer zu spielen, es kostet Sie Ihre Finger. . .
Nach Kenntnis der Grundtechniken werden Sie sich rasch mit einer Reihe von Kamaschlägen befreunden, die je nach Kämpfer und Körperverfassung variieren. Sie finden gewiss nicht nur Ähnlichkeiten der Technik zum Karate-Sport, sondern auch zum Aikido. Sie verfügen über zahlreiche Möglichkeiten in dieser Disziplin, die von Menschen mittlerer Muskulatur ausgeübt werden kann. Die auf Geschmeidigkeit Schnelligkeit basierenden Techniken können von jung und alt gelernt werden. Es gibt echt keine Altersgrenze. Zu Beginn des Trainings brauchen Sie unbedingt einen Fachmann, aber dann müssen Sie sich wie bei allen Disziplinen der großen Budo-Familie immer wieder vor Augen halten, dass sie Sie zur perfekten Selbstbeherrschung führen soll.
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